Torsten Ritter: Von jetzt auf gleich ist alles anders...

2014 war Torsten Ritter unser Testimonial bei der Anzeigenkampagne "Von jetzt auf gleich ist alles anders..."

Meine Geschichte und was mir wichtig ist.

Guten Tag, ich bin Torsten Ritter, 31 Jahre alt. Während ich dies schreibe, sitze ich im Rollstuhl und kann nur mit Hilfe eines Computers sprechen. Das war nicht immer so. Mit 18 Jahren hatte ich als Beifahrer im Auto eines Bekannten einen Verkehrsunfall. Er fuhr viel zu schnell und verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug. Es passierte in einem Waldstück: Wir flogen ewig durch die Luft und überschlugen uns. Ich schleuderte mit samt dem Sitz durch die Heckscheibe und landete unter dem Auto. Als Folge hatte ich unter anderem ein schweres Schädelhirntrauma.

13 Monate lag ich danach im Krankenhaus, zunächst auf der Intensivstation, dann in einer Frühreha-Station. Einige Monate davon im Koma. Dann stellte die Krankenkasse fest, dass es nicht mehr wirtschaftlich sei, mich weiter im Krankenhaus zu behandeln und schickte mich nach Hause. Aber das ging nicht so einfach, denn wir wohnten damals im dritten Stock und mussten erst umziehen. Das war für meine Eltern und mich eine sehr schwere Zeit. Ich war kurz davor, meinen Lebenswillen ganz zu verlieren. Dank der Unterstützung meiner damaligen Freundin und meiner Familie habe ich diese schwere Zeit aber überstanden.

In den folgenden Jahren machte ich unzählige Therapiestunden, zum Beispiel Ergo, Logo, Krankengymnastik und vieles mehr. Ich tat das alles, um mein Leben so selbstständig wie irgend möglich gestalten zu können. Heute ist das Schlimmste für mich, das ich nicht mehr sprechen und nicht richtig schlucken kann. Dass ich nicht mehr laufen kann, ist nicht so schlimm. Das kann zum Glück der Rollstuhl oder mein Lifestand ausgleichen, ein Hilfsmittel, bei dem ich mich im Stehen fortbewege.

Früher wollte ich mal Physik studieren. Das geht nun leider nicht mehr. Ich habe versucht, noch mal in die Schule zu gehen. Ich musste aber feststellen, dass meine Lernspanne sich von früher 6 Schulstunden auf 2 Schulstunden verkürzt hat. Es fällt mir schwer, Neues zu lernen. Komisch ist nur, dass ich immer noch Französisch verstehe. Auch Englisch geht noch prima. Wenigstens konnte ich meinen Hauptschulabschluss bestätigen.

Ich lebe im Moment zu Hause und werde von Assistenten betreut, die ich mir aussuchen konnte. Meine Eltern organisieren für mich. Ich habe fast täglich mehrere Therapien, die meine ganze Zeit beanspruchen. Das Geld für die Assistenz und für meine Therapien muss die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers endlich nach 10 Jahren Streit vor Gericht nun zahlen.

Was passiert, wenn meine Eltern nicht mehr da sind? Wie werde ich dann leben? Wahrscheinlich brauche ich dann auch noch Hilfe. Wer organisiert dann meine Assistenz und kümmert sich um meine Angelegenheiten? Mit der Ungewissheit muss ich irgendwie leben und trotzdem jeden Tag mit den Therapien weitermachen.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch erzählen, warum meine Geschichte hier auf der Internetseite der ZNS - Hannelore Kohl Stiftung steht. Menschen wie ich, die eine Hirnverletzung haben, müssen oft ein Leben lang mit erheblichen Einschränkungen klar kommen - nicht sichtbaren und sichtbaren. Viele von uns müssen Tag für Tag kämpfen: Um jedes Stück Selbstständigkeit, aber auch um Geld oder Anerkennung in der Gesellschaft. Einige haben nach dem Unfall schwerste Behinderungen, brauchen rund um die Uhr Betreuung und können sich nicht verständlich machen. Anderen sieht man ihre Behinderung nicht an, sie können aber trotzdem massive Probleme bei der Bewältigung ihres Alltags haben. Viele von uns sind einsam, da nach dem Unfall Freunde, manchmal auch die Familie, nicht mit den Veränderungen leben können und Beziehungen deshalb zu Bruch gehen.

Die Angebote der Stiftung helfen uns und denjenigen, die uns unterstützen, mit der Situation nach der Hirnverletzung klarzukommen. Egal ob mit der kostenlosen Beratung bei allen Fragen, der finanziellen Förderung in Notsituationen oder ganz besonders durch die - das weiß ich aus eigener Erfahrung - tollen Seminare für schädelhirnverletzte Menschen und ihre Angehörigen: Die Hilfe der Stiftung tut gut! Sie gibt uns das Gefühl, dass jemand unsere Probleme versteht. Sie sorgt dafür, dass wir am Leben soweit wie irgend möglich teilhaben können.

Es ist mir wichtig, Ihnen zu erzählen, was eine Hirnverletzung im Alltag bedeutet. Wie dringend viele Schädelhirnverletzte und ihre Angehörigen unbürokratische Unterstützung und Hilfe benötigen. Wie viel zu tun ist, damit Menschen wie ich ein möglichst normales und unabhängiges Leben führen können. Ich hoffe, das ist mir gelungen.

Schauen Sie sich doch einfach weiter auf der Internetseite um. Hier finden Sie alle Informationen zum Thema Schädelhirnverletzung und zu den Angeboten der ZNS - Hannelore Kohl Stiftung.

Und vielleicht haben Sie ja auch die Möglichkeit zu spenden, damit die Stiftung möglichst vielen Unfallopfern helfen kann. Nutzen Sie einfach das Online-Formular. Jeder Euro hilft.