Bonn, 28. Oktober 2015 - Jährlich fallen zehntausende Menschen in Deutschland durch erworbene Hirnschädigungen, zum Beispiel durch einen Unfall, ins Koma. Eines der wesentlichen Kernprinzipien in der Rehabilitation dieser Menschen ist die frühe Mobilisierung und Aufrichtung. Das heißt, letztlich sollen auch Komapatienten zum Stehen gebracht werden. Hierdurch werden Wachheit und Aufmerksamkeit der Patienten unterstützt, gleichzeitig wird das Herz-Kreislauf-System trainiert. Mit dem Erigo®Pro wurde nun dem Therapiezentrum Burgau eines der fortschrittlichsten Medizingeräte für die Frührehabilitation und Patientenmobilisierung übergeben. Gefördert wurde dieses Projekt durch den Eberhard-Dombek-Stiftungsfonds, München, die ZNS - Hannelore Kohl Stiftung, Bonn, und die Schweizer Herstellerfirma Hocoma.
In Zukunft können am Therapiezentrum Burgau noch mehr Menschen im Koma möglichst früh nahezu bis zum Stehen gebracht werden. In den Erigo®Pro sind neben der Liegefläche, die bis zum Stehen aufgerichtet (sogenannte Vertikalisierung) werden kann, auch ein robotisches Beintrainingssystem sowie Elektroden integriert, die die Beinmuskulatur der Patienten gezielt stimulieren. Hierdurch können die schwer betroffenen Patienten künftig noch früher und umfassender aktiviert werden als bisher. Dies findet in Verbindung mit dem seit über 26 Jahren bewährten Burgauer Therapiekonzept statt, indem Therapeuten und Pflegekräfte die vermehrte Wachheit und Aufmerksamkeit für weitere Therapien nutzen können. Das integrierte Beintraining erfüllt neben der Aktivierungskomponente noch die Funktion der Kreislaufaktivierung, so dass die Patienten möglichst lange in der aufrechten Position verbleiben können.
„Ausgehend von der schmerzlichen Erfahrung um Eberhard Dombek ist es uns ein Anliegen, vorrangig Projekte zu unterstützen, die helfen, die Situation von Menschen im Wachkoma zu verbessern“, sagte Dr. Stephan Heimbach, Stifter des Eberhard-Dombek-Stiftungsfonds und Leiter Communications and Government Affairs der Siemens AG, bei seinem Besuch in Burgau. „Wir freuen uns, durch die Finanzierung dieses innovativen Geräts zur Rehabilitation von Komapatienten im Therapiezentrum Burgau beitragen zu können.“
Als Fachklinik für neurologische Rehabilitation verfügt das Therapiezentrum Burgau als Vorreiter in dieser Disziplin über 26 Jahre Erfahrung in der frühen Therapie von Patienten mit erworbenen Hirnschädigungen. Die Gründung des Therapiezentrums Burgau im Jahr 1989 fand in einer Zeit statt, in der Patienten mangels wissenschaftlicher Erkenntnisse keine geeignete Frührehabilitation erfahren konnten. Dem Gründungsgedanken des Therapiezentrums Burgau lag zugrunde, dass so früh wie möglich interprofessionell und interkonzeptionell die Behandlung der neurologischen Erkrankung beginnen muss. Seit jeher war und ist das Therapiezentrum Burgau zur Förderung innovativer Therapieansätze und Behandlungsmethoden darauf angewiesen, durch Spenden finanzielle Unterstützung zu erhalten. „Konzept und Ziele des Therapiezentrums Burgau überzeugen, so dass dem Förderantrag von unserer Seite schnell zugestimmt wurde“, sagte Helga Lüngen, Geschäftsführerin der ZNS - Hannelore Kohl Stiftung,
und ergänzte: „Auch wenn die Akutversorgung von Unfallopfern in Deutschland vorbildlich ist, fehlen doch geeignete Therapie- und Pflegeplätze für die sogenannten Wachkomapatienten. Wir sind dankbar, mit dem Eberhard-Dombek-Stiftungsfonds einen Partner an der Seite zu haben, um solche dringend benötigten Projekte gemeinsam umzusetzen.“
Prof. Dr. med. Andreas Bender, Chefarzt des Therapiezentrums Burgau, ist dankbar über die erweiterten Therapiemöglichkeiten für seine schwerst betroffenen Patienten: „Durch diese Anschaffung können wir die jahrzehntelange therapeutische Erfahrung in Burgau mit einem neuen und innovativen Rehabilitationsgerät kombinieren und so für die Behandlung dieser schwer betroffenen Patienten einen Mehrwert schaffen. Denn erst in der Hand eines erfahrenen Rehabilitationsteams kann so ein komplexes Gerät auch wirklich sinnvoll eingesetzt werden.“
Der Eberhard-Dombek-Stiftungsfonds wurde 2008 unter dem Dach der gemeinnützigen "Stiftung Stiftungsfonds“ in München gegründet. Der Fonds hat den Zweck der Unterstützung von Bedürftigen, die aufgrund ihres körperlichen, geistigen, seelischen oder finanziellen Zustands auf Hilfe Anderer angewiesen sind. Der Fonds wurde zunächst zur Unterstützung des durch ein Aneurysma betroffenen Eberhard Dombek, dem damaligen Leiter der Siemens-Wirtschaftspresse, gegründet. Seit dem Tod von Eberhard Dombek werden unter anderem Projekte für die Verbesserung der Situation von Menschen im Wachkoma unterstützt.
Die ZNS - Hannelore Kohl Stiftung für Verletzte mit Schäden des Zentralen Nervensystems mit Sitz in Bonn wurde 1983 von Frau Dr. med. h.c. Hannelore Kohl ins Leben gerufen. Die Stiftung unterhält einen Beratungs- und Informationsdienst für Schädelhirnverletzte und deren Angehörige, unterstützt bei der Suche nach geeigneten Rehabilitationseinrichtungen und fördert die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Neurologischen Rehabilitation. Sie engagiert sich in der Präventionsarbeit für Unfallverhütung. Bis heute konnten rund 30 Mio. Euro aus Spendenmitteln für über 675 Projekte an Kliniken, Institutionen und Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland weitergegeben werden. Jedes Jahr erleiden rund 270.000 Menschen Schädelhirntraumen, knapp die Hälfte von ihnen ist jünger als 25 Jahre. Dank der medizinischen Fortschritte kann vielen von ihnen geholfen werden.
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