Laudatio zum Förderpreis 2003

Förderpreis 2003
des
KURATORIUM ZNS und der Hannelore-Kohl-Stiftung

Laudatio

von Professor Dr. Dr. Klaus Mayer, Düsseldorf
zur Übergabe an die Preisträgerin

Frau Dr. med. Catrin Bütefisch, Düsseldorf
für die Arbeiten:

"Modulation of use-dependent plasticity by D-Amphetamine"
und
"Enhancement of use-dependent plasticity by rTMS"

verliehen am 10. Mai 2003 in Bonn

Es gilt das gesprochene Wort


Meine sehr verehrten Damen,
meine Herren,

20 Jahre KURATORIUM ZNS und 10 Jahre Hannelore-Kohl-Stiftung - das sind Jahre erfolgreicher Förderung von Praxis und Forschung zur Neurorehabilitation. Diesem Ziel soll auch dienen der von beiden Institutionen gestiftete Förderpreis. Er soll Anreiz sein zur Erforschung, Entwicklung und Erprobung von Verfahren zur Diagnostik und Therapie in der neurologischen, neurochirurgischen und neuropsychologischen Rehabilitation. Er soll Auszeichnung sein für herausragende Leistungen des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Neuro-Rehabilitation. Der Preis besteht aus einer Urkunde und einer Prämie von 15.000,00 Euro. Er wird alle zwei Jahre verliehen.

In diesem Jahr und anlässlich unseres Jubiläums kann bereits der 6. Preisträger geehrt werden. Es ist Frau Dr. med. Catrin Bütefisch. Sie erhält den Preis für Ihre Untersuchungen: „Modulation of use-dependent plasticity by D-Amphetamine“ und „Enhacement of use-dependent plasticity by rTMS“. Frau Dr. Catrin Bütefisch ist nach Medizinstudium und ärztlicher Weiterbildung in Deutschland, England und in den USA Fachärztin für Neurologie. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Ass. Ärztin am Neurologischen Therapiezentrum Düsseldorf und derzeit noch Stipendiatin des Lisa-Meitner-Habilitationsprommes. Sie kann schon zahlreiche wissenschaftliche Publikationen in renommierten Fachzeitschriften und Kongressvorträgen vorweisen. Sie ist darüber hinaus ein Musterbeispiel für die gelungene Verwirklichung einer zeitraubenden und Kraft kostenden ärztlichen und wissenschaftlichen Ausbildung und Tätigkeit sowie Ehe mit einem ärztlichen Kollegen und Betreuung und Erziehung von zwei Kindern.

Nach bisherigen klinischen Erfahrungen sowie experimentellen Untersuchungen, auch von Frau Dr. Bütefisch, lässt sich nach Hirnverletzungen die Plastizität der motorischen Hirnrinde und damit die Funktionserholung durch motorisches Training verbessern. Ziel der jetzt von Frau Dr. Bütefisch vorgelegten Untersuchungen war zu prüfen, ob diese übungsabhängige Plastizität bei gesunden Probanden noch weiter verbessert werden kann, wenn

  1. das Training mit niederfrequenter (0,1 Hz) repetitiver Magnetstimulation des die Trainingsbewegungen generierenden motorischen Kortex gepaart wird und wenn
  2. gleichzeitig D-Amphetamin appliziert wird.

Diese Untersuchungen hat Frau Dr. Bütefisch an den National Institutes of Health in Bethesda, USA, in der Arbeitsgruppe Leonardo G.Cohen, durchgeführt. Angewandt wurde dabei ein neues, wegweisendes Versuchsdesign. Die Ergebnisse sind durch ein methodisch-statistisch anspruchsvolles Prüfverfahren abgesichert.

Die Ergebnisse zeigen:

  1. dass durch die niederfrequente repetitive transcranielle Magnetstimulation die Plastizität und damit die Funktion im motorischen Kortex deutlich verbessert werden kann, sofern die Stimulation kontralateral und zeitgekoppelt zur Willkürbewegung angewandt wird und
  2. dass die Funktionsverbesserung unter Amphetamin sehr viel rascher, schon nach 5 Minuten eintritt, ausgeprägter ist und nach Ende des Trainings viel länger anhält.


 Diese Untersuchungen sind für die Therapie und Rehabilitation nach Hirnläsionen bedeutsam. Sie zeigen, dass über das motorische Training hinaus die plastischen Vorgänge im motorischen Kortex durch gleichzeitige Anwendung von noradrenergen Stoffen oder gleichzeitiger repetitiver transcranieller Magnetstimulation erhöht werden können. Erste klinische Pilotstudien bei hirngeschädigten Patienten scheinen dies zu bestätigen.

Diese beiden Arbeiten sind von hoher wissenschaftlicher Qualität und großer praktischer Bedeutung für die Rehabilitation zentral-motorischer Lähmungen. Diese Untersuchungen zeigen darüber hinaus - und dies ist heute gesundheitspolitisch und sozialpolitisch bedeutsam und für die Kostenträger wichtig - dass die Wirksamkeit neuer Therapieverfahren in der Rehabilitation durch wissenschaftliche Prüfverfahren durchaus qualitativ und quantitatiav belegbar ist.

Für diese beiden Untersuchungen, in Fortsetzung systematischer Untersuchungen zur Verbesserung zentral-motorischer Funktionsstörungen, hat das Preisrichterkollegium Frau Dr. Bütefisch den Förderpreis 2003 des KURATORIUM ZNS und der Hannelore-Kohl-Stiftung zuerkannt. Unter den 19 eingereichten Arbeiten sind noch zwei andere Arbeiten besonders erwähnenswert und herausragend. Das Preisrichterkollegium hat daher die Autoren für den 2. und 3. Platz mit einer Urkunde ausgezeichnet. Es sind dies:

Dr. med. Kathy Keyvani, Institut für Neuropathologie der Universität Münster
für die Arbeit:

"Plasticity associated molecular and struktural events in the injured brain"

und

Dr. med. Ralf Burger, Neurochirurgische Klinik der Universität Regensburg
für die Arbeit:

"Charakterisierung eines neuen tierexperimentellen Traumamodells mit Induktion einer fokalen, epiduralen Raumforderung bei der Ratte unter besonderer Berücksichtigung von Parametern des Neuromonitoring, bildgebender Verfahren und des Outcomes".
Es werden also drei herausragende, wissenschaftliche Arbeiten von drei jungen Wissenschaftlern ausgezeichnet, die auch beispielhaft sind für die in der Neurorehabilitation notwendige sowohl neurowissenschaftliche Grundlagenforschung, als auch klinisch angewandte, Ergebnis orientierte Forschung.